SCHOTEN: DAS TAUWERK DER SEGLER

Wer schon einmal an Bord eines Segelboots war, weiß, dass die vielen Leinen, die dort zu bedienen sind, alle einen bestimmten Zweck erfüllen und auch eine eigene Bezeichnung haben. Diese Bezeichnungen alle zu lernen ist gerade am Anfang nicht einfach, erfüllen beim Segeln aber einen gewissen Zweck. Besonders in angespannten oder stressigen Situation ist es oft zielführender zu sagen „Hol die Großschot dicht“, als „Kannst du bitte rechts neben dem großen Ding an der grün-gesteiften Leine ziehen“ 🙂

Schoten sind somit eine Bezeichnung für gewisse Leinen an Bord, die ich in diesem Artikel noch genauer erklären werde. Wenn ihr euch die genauen Bezeichnungen am Anfang noch nicht merken könnt, ist das kein Problem. Nennt sie am besten nur nicht Seile. Das ist eher dem Bergsport vorbehalten und mache Segler können da empfindlich reagieren. Auch die Bezeichnung Leine ist da schon machmal kritisch 😉

Eine Winsch mit Genua Schot belegt
Genuaschot auf einer Winsch

Was sind Schoten auf einem Boot?

Ein Schot ist ein seemännischer Begriff und ist abgeleitet von Schoß mit der Bedeutung  Ecke, Zipfel eines Segels. Weiterhin sind der wesentliche Bestandteil des laufenden Guts.

Das laufende Gut sind mehr oder weniger alle beweglichen Leinen, die zum Bedienen der Segel verwendet werden. Das stehende Gut sind die seitlichen, vorderen und hinteren Stahlseile (Stagen und Wanten), die zur Abspannung des Mastes dienen.

Schoten sind somit eine seemännische Bezeichnung für gewissen Leinen mit denen sich Segel bedienen lassen.

Welche Schoten gibt es?

Großschot

Wie der Name schon vermuten lässt ist es die Schot mit der man das Groß (also das Hauptsegel) eines Segelbootes bedienen kann. Dieses Tauwerk am Baum und Deck befestigt und kann, je nach Wind, das Großsegel nach backbord oder steuerbord öffnen.

Fockschot oder Genuaschot

Auch hier verrät der Name eigentlich schon alles. Als Fockschot oder Genauschot wird die Leine bezeichnet, die das Vorsegel steuert. Das Segel ist im vorderen Teil am Vorstag befestigt. An der Spitze des achterlichen Endes befindet sich ein Schothorn an dem die Steuerbordschot und Backbordschot befestigt ist.

Spinnaker-Schot

Wahrscheinlich habt ihr es schon erraten 😉 Die Spinnaker-Schoten steuern ähnlich wie die Fockschot oder Genuaschot den Spinnaker nach backbord und steuerbord. Beim Spinnaker handelt es sich um ein Leichtwindsegel, welches vor der Genua oder Fock bei leichtem achterlichen Wind gefahren wird. Natürlich gibt es nach dieser Logik auch z.B. ein Gennaker-Schot, Code Zero-Shot usw.

Beispiel einer Großschot
Großschot

Wofür werden die Schoten gebraucht?

Jetzt wissen wir also, welche Leinen gemeint sind, wenn Segel von Schoten sprechen. Wie jede Leine an Bord eines Segelbootes haben auch Schoten eine gewisse Funktion.

Ziel der Bedienung von Schoten ist es, die Segel dem Wind und Kursrichtung auszurichten und im Anschluss die Segel so zu trimmen, dass der Wind optimal an den Segeln anliegt. Jeder Wind-Kurs hat eine vorgegebene Segelstellung, welche durch die Bedienung der Schoten erreicht werden kann.

Somit kann durch das dichtholen (anziehen) der Schoten des Vorsegels bei einer Rollreffanlage an backbord oder steuerbord das Vorsegel ausgerollt werden und im Anschluss nach Windkurs (Amwind, Halbwind, Raumschots, Vorwind) getrimmt werden.

Das Groß kann durch Bedienen der Großschot ebenso mehr oder weniger geöffnet werden und das Segel dadurch optimal eingestellt werden.

Schoten werden auch genutzt, um starke Krängung bei hohen Windstärken zu verringern. Durch das kontrollierte fieren der Schoten (nachlassen), werden die Segel bei Amwind und Halbwind Kursen weiter geöffnet, um somit den Druck des Windes zu verringern und das Schiff mehr zu stabilisieren.

Ebenfalls ist es wichtig zu wissen, dass durch die starken Kräfte, die auf das Segel einwirken, auch die Schoten massiv unter Druck stehen können. Ein Segel dann aus der Hand zu fahren ist nahezu unmöglich. Von daher werden die Vorsegel-Schoten meist über Umlenkrollen auf eine Winsch ins Cockpit geführt, um eine einfachere Bedienung zu gewährleisten.

Bei der Großschot geschieht das über einen Flaschenzug. Dieses ist an Baum und Deck befestigt und durch die doppelte bis siebenfache Umlenkung lässt sich das Groß auch in härteren Bedingungen griffig bedienen.

Schoten an der Genua
Genauschot

Welches Material gibt es für Schoten?

Beim richtigen Material kommt es ganz darauf an was man mit der Schot vorhat. Anspruchsvolle Regattatörns, entspannteres Fahrtensegeln oder vielleicht Jollen segeln. Die Auswahl an Informationen dazu ist groß und jeder kann genau da suchen, was er für richtig hält.

Die Schot sollte dabei immer leichtgängig und stabil sein. Besonders beim regelmäßigen und vielem trimmen ist es zusätzlich wichtig, dass die Schot griffig und gleichzeitig auch geschmeidig sein sollte. Da die meisten Schoten durch Umlenkrollen und Winschen bedient werden sollte man weiterhin darauf achten, dass das Tauwerk auch abriebfest ist um kontinuierliche Scheuern lange zu überstehen.

Der Durchmesser der Schoten sollte unbedingt nicht zu groß für die Schotwinsch oder die Talje sein, auch zu den Klemmen oder Stoppern passen. Umgekehrt sollten auch keine zu dünnen Durchmesser gewählt werden, so dass sich die Schoten gut mit den Händen greifen lassen. Achte beim Suchen des richtigen Durchmessers auch auf die maximale Bruchlast. Generell lässt sich sagen, das Dyneema Leinen eine höhere Bruchlast haben, aber das sind Informationen, die dir dein Hersteller des Vertraunens geben kann. Im Allgemeinen unterscheidet man bei der Wahl der Schot zwischen Kern-Material und Mantel-Material der Schot.

Neben Performance und Handling spielt der Preis natürlich fast immer eine Rolle. Dieses wird hauptsächlich an den verwendeten Materialien festgemacht. So kann man sagen, dass z.B. Dyneema häufig etwas teurer ist.

Cruising / Freizeitsegler

Kern-Material: Polyester

Mantel-Material: Polyester

Beispiel einer Polyester Schot auf Amazon*

Performance / Regatta

Kern-Material: Dyneema

Mantel-Material: Polyester

Warum sagt man eigentlich Mast und Schotbruch?

Auch im Jahre 2021 ist im Grunde ist die Aussage: „Ich wünsche dir Mast und Schotbruch“ eigentlich nett gemeint und ist ein Seglergruß im Sinne von „Alles Gute“.

Ähnlich wie die Aussage „Hals- und Beinbruch“ ist sie vielleicht auf den ersten Blick nicht sofort verständlich, aber gut gemeint 🙂

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Ein Kommentar zu „SCHOTEN: DAS TAUWERK DER SEGLER

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