Was für ein Gefühl… Bootseigner

Es gibt mache Situationen im Leben die sind nur schwer zu beschreiben, wenn man es nicht selber erlebt hat. Eines davon ist wohl auch ein Boot zu kaufen 🙂

Für Steffi und mich ist das Gefühl einfach überwältigend. Lange haben wir davon geträumt und nun ist es endlich war.
Es ist unser allererstes Boot und langsam zu realisieren, dass es man jetzt Bootseigner ist, ist schon was ganz besonderes.
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Ende März bin ich nochmal in die Marina San Rocco gefahren, um mit den bisherigen Eignern eine Feineinweisung vorzunehmen, das Boot kranen zu lassen und den Papierkram zu erledigen. Steffi musste leider Ihre Bachelorarbeit fertig schreiben und hatte dadurch keine Zeit mich zu begleiten.

Als der Vertrag dann unterschrieben war und man selber die Schlüssel in der Hand hält und zu wissen, dass die komplette Verantwortung für eine 12 Meter Stahl-Yacht in den eignen Händen liegt, ist wirklich unbeschreiblich. Ich konnte mein dämliches Grinsen auf der gesamten nach-hause-Fahrt einfach nicht abstellen 🙂

Man hat auch deutlich gemerkt wie es den bisherigen Besitzern bei der Übergabe ging. Sie konnten sich nur schwer von der Reinke trennen und es war schon etwas emotional. Sehr verständlich, wenn man überlegt, dass sie das Boot gebaut und seit 2006 regelmäßig gefahren sind. Aber genau das hat uns in unsere Entscheidung, das Boot zu kaufen, bekräftigt. Hier hat man deutlich gemerkt, wieviel Arbeit und Liebe bisher in das Boot geflossen ist und wir haben genau das selbe vor!

Mit dem unterschriebenen Verkaufsvertrag beginnt leider nun einen ganze Reihe von Papierkram, der für mich komplett neu ist und den ich hier gerne aufführe, wenn jemand von euch auch mal ein Boot kaufen möchte. Für mich eher der unangenehme Teil, aber auch an diesen muss gedacht werden!

1. Kaufvertrag
Die Möglichkeiten einen Kaufvertrag abzuschließen sind schier endlos. Vom Bierdeckel bis hin zum rechtlich geprüften mehrseitigen Vertragsdokument. In unserem Fall haben wir uns für einen Vertragsvorlage von Pantaenius entschieden. Es gibt noch viele weitere Vorlagen, vom ADAC bis hin zu anderen Versicherern. Eine Internet-Recherche nach den eigenen Bedürfnissen hilft hier recht schnell weiter.
Zum Kauf gibt es tausend Tipps… Die beiden wichtigsten für mich waren aber, dass die Vor-Eigner mir den Seebrief und Messbrief vorlegen konnten und ich somit nachvollziehen konnte, dass die Yacht rechtmäßig in ihrem Besitz war.
Ein weitere wichtiger Punkt ist die Steuer. Wenn das Boot in der EU gekauft wird, muss ein Nachweis vorliegen, dass bereits Steuer dafür gezahlt wurde. Falls das nicht er Fall ist, müsst ihr diese beim Kauf entrichten.
Da die Reinke ein Eigenbau ist, reichen in unserem Fall die Original Kaufbelege der Boots-Bau-Materialien, um zu zeigen, dass bereits Steuer gezahlt wurde.
Eine weitere Besonderheit bei Eigenbauten ist es, dass das Schiff mind. 5 Jahre im Besitz der Bootsbauer sein muss, bevor es verkauft werden darf. Das war ja zum Glück bei uns mehr als gegeben 🙂

2. Versicherung
Ein sehr vielfältiges Thema, wo es wohl nicht den einen richtigen Weg gibt, sondern jeder selbst entscheiden muss wo und vor allem welche Versicherungen er abschließen möchte.
Für uns ein Muss und auch recht günstig, inkl. weltweiter Abdeckung zu bekommen, ist eine Haftpflichtversicherung für das Boot mit hohen Deckungssummen. Das ist nicht nur wichtig, wenn Ihr einen Schaden verursacht. Die Verträge in machen Marinas sehen eine Haftpflicht sogar als Pflichtversicherung an, da ohne sie auch nicht die Versicherung  der Marina einspringt, falls mal etwas am Marina-Eigentum passieren sollte.
Die zweite Versicherung die wir haben ist eine Umbau-Kasko-Versicherung. Kaskoversicherungen sind vergleichsweise schwerer zu bekommen, gerade für einen Eigenbau. Versicherer sind hier oft nicht bereit eine Risiko einzugehen, ohne ein einwandfreies professionelles Gutachten über Wert und Zustand. Ist ja auch irgendwie nachvollziehbar. Weltweite Abdeckung kann man so gut wie vergessen bzw. ist unbezahlbar. Für den Mittelmeer-Raum gibt es aber ein paar gute Alternativen, die bezahlbar sind.
Innerhalb unserer Versicherung ist die Überführung in das Dry-Dock abgesichert, sowie eine Vielzahl von Schäden die im Dry-Dock vorkommen können.
Nach der Empfehlung durch unseren Gutachter, haben wir beide Versicherungen bei Firmenich abgeschlossen und sind sowohl mit dem Preis als auch mit den Leistungen sehr zufrieden.

3. Schiffsregister
Um sich einen neuen Liegeplatz zu holen, verlangen viele Marinas einen internationalen Bootsschein. Dieser wird u.a. von DSV und ADAC ausgegeben. Der ein oder andere mag hier seine Vorlieben haben, aus meiner Sicht geben sich beiden vor allem preislich  nicht viel.
Wir haben uns für den ADAC entschieden, da der DSV noch wesentlich mehr Infos haben wollte, (z.B Daten über Verdrängung etc.) die ich noch gar nicht vorliegen habe.
Auch hier gibt es eine Besonderheit bei Eigenbauten. Zusätzlich zum Antrag müssen hier aktuelle Bilder der Yacht sowie Messbrief und weitere Unterlagen, wie Original Kaufbelege, beigefügt werden. Zum Glück hatten wir alle geforderten Dokumente und somit ging es bei uns reibungslos.

4. Bundesnetzagentur
Wenn das Boot über eine Funkanlage und/oder Epirb verfügt, muss eine Lizenz bei der Bundesnetzagentur beantragt werden. Dies ist besonders wichtig in Bezug auf die eigene MMSI Nummer, die in beide Geräten einprogrammiert wird und somit eine eindeutige Zuordnung zulässt.
Diesen Schritt habe ich vorerst ausgelassen, da das Schiff ja erst mal eine Weile auf dem Land liegt und von den Funkanlagen keinen Gebrauch machen werde.
Sobald die Reise beginnt, werde ich das allerdings nachholen.

Lästige Behördengänge bleiben zum Glück erspart, da sich das alles über das Internet abwickeln lässt.

Ich hoffe das dies für diejenigen unter euch hilfreich ist, welche vielleicht bald selbst mal ein Boot erstehen möchten 🙂

Cheers

Ruben

5 Kommentare zu „Was für ein Gefühl… Bootseigner

  1. Mit dem ADAC Schein seid ihr nicht gut bedient, Frankreich will ein Flaggenzertifikat sehen, das ADAC Dingens wird Nase rümpfend zur Seite geschoben. Vielleicht ist es im Mittelmeer anders (nicht so streng) aber generell wollen Franzosen einen Eigentumsnachweis. Überlegt mal Schiffsregister, das kostet einmalig und gilt immer und Überall, denn auch das Flaggenzertifikat gilt „nur“ 7 Jahre und wird nicht überall anerkannt.

    So long
    Tom

    1. Das stimmt so nicht ganz. Wir sind von 2010 bis 2015 mit unserer Super Secura um die Weilt gesegelt. Das amtliche Flaggenzertifikat des BSH wird weltweit anerkannt und sollte unbedingt an Bord sein!
      Fair winds
      Hans

  2. Holt Euch eine Zulassung vom Wasserschifffahrtsamt Regensburg oder Nürnberg. Wir haben schon immer eine aus Nürnberg, sind südlich von München. Kostet einmalig ca 25 Euro und ist gültig solange ihr das Schiff habt. Die ADAC Zulassung muss alle 2 Jahre für 20 Euro verlängert werden. Wenn ihr das einmal vergesst, habt ihr echte Probleme. Eintragung im Schiffsregister haben wir auch, kann aber ziemlich kostspielig werden, wenn das Schiff noch nie vermessen wurde.
    Beste Grüße Mike

  3. Hi Ruben, hi Steffi,
    auf unserer Weltumseglung 2004 – 2009 hatten wir in über 30 besuchten Ländern kein Problem mit dem Flaggenzertifikat. Wurde überall anerkannt. Nur bei einer von mehreren Einklarierungen in Argentinien hat sich ein Grenzbeamter mal angestellt (warum auch immer). War aber letztlich kein Problem.
    Übrigens, wir sind 18 Jahre lang eine Alu-Reinke Super 11 gesegelt. Bei Fragen einfach melden, vielleicht können wir helfen.

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