Skippertraining

Nach unseren Griechenland-Törn wollte ich das Jahr nicht einfach so ausklingen lassen. Nicht ohne nochmal auf einem Boot gewesen zu sein 🙂
Also habe ich mir nach einer ausgiebigen Internetrecherche ein Skippertraining bei Segelreisen24.de gebucht.
Steffi konnte mich leider aus beruflichen Gründen nicht begleiten und somit habe ich das Skippertraining alleine in Angriff genommen.

Mein Ziel war es im Umgang mit einer Segelyacht noch sicherer zu werden und auch besonders bei Hafenmanövern noch etwas dazu zu lernen.
Zu meinem Glück war die zweite Oktoberwoche bei Segelreisen24 nicht gut gebucht, sodass am Törn-Start nur ein Mitsegler (Stefan) und Skipper (Klaus) für die Woche geplant waren.

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Stefan kam aus Bad Tölz und er und ich fuhren nach kurzer Absprache zusammen nach Slowenien. Unmittelbar nach unserer Ankunft in Izola, lernten wir auch gleich bei einem Bier unseren Skipper Klaus auf der Bavaria 46 kennen. Wie sich im laufe des Abends herausstellte, sollte noch spontan ein weiterer Mitsegler (Andi) am nächsten morgen dazukommen.
Somit stachen wir pünktlich nach dem Frühstück am nächsten Tag zu viert in See.

Die ersten Tage hatten wir angenehmen Wind zwischen 6-10 Knoten. Was uns entspannt an der kroatischen Adria-Küste entlangsegeln ließ. Ich bin immer erstaunt, wie schön diese Ruhe beim Segeln ist und wie schnell es einen den Alltag vergessen lässt.

Am zweiten Tag konnten wir sogar einen Spinnaker setzten. Für mich war es das erste mal, dass ich ein Leicht-Segel benutzt habe und ich muss sagen, es hat wirklich Spaß gemacht!
Es wurde am Spie-Fall hochgezogen. Das Steuerbord-Ende wurde an einem Spie-Baum befestigt und das Backbord-Ende des Segels an einer Winsch im Cockpit, um das Segel noch optimal trimmen zu können. Unser Skipper war gerne bereit seine 25 Jahre Segelerfahrung mit uns zu teilen und wir konnten hier viel über das optimale Segel-Trimmen lernen. Gerade bei leichten Winden, lässt sich hier noch der eine oder andere Knoten rausholen 🙂

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Am dritten Tag gab es ein intensives Hafenmanövertraining im Hafenbecken von Novigrad. Am spannendsten fand ich die Übung bei der wir mit Bug und/oder Heck so dicht wie möglich an den Pier fahren sollten, sodass theoretisch jemand überspringen konnte.  Das hat mir stark dabei geholfen ein Gefühl für das Boot zu entwickeln.
Am Ende des Trainings konnten wir alle sicher seitlich und römisch-katholisch anlegen. Besonders das seitliche Anlegen fand ich gut. Hier sollten wir im 60-90 Grad Winkel spitz das Pier anlaufen und kurz vorher das Boot stark beidrehen, sodass die Schwungmasse die Segelyacht an den Pier treibt, um dann mit Radeffekt aufzustoppen. Sehr elegant!

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Auch am nächsten Tag ging es zu meiner Freude nach ein paar Stunden kreuzen an der kroatischen Küste mit Hafenmanöver weiter.
Im Hafen von Rovinj erklärte uns Klaus, wie wir auch alleine seitlich, mit einer vorbereiten Mittelspring, anlegen können. Hierfür bereitet man eine Leine mit einem großem Auge vor, belegt diese auf der Mittel-Klampe und legt das Ende mit dem Auge über eine Winsch.
Danach fährt man nah an einen Steg heran, wirft die Leine über einen Poller und dampft langsam in die Leine ein. Wirklich sehr praktisch zu wissen.

Wir übten noch ein paar Manöver, als Stefan mitten beim seitlichen Anlegemanöver plötzlich der Gaszug riss. Shit! – Schrecksekunde!
Das Boot fuhr weiterhin rückwärts und ließ sich nicht mehr aufstoppen. Nach kurzer Schockstarre, eilte ich los und belegte die Anlegeleinen, um das Boot am Pier fixieren zu können. Währenddessen schrammte das Boot schon seitlich mit fiesen Kratzgeräuschen am Pier entlang und die Fender schraubte es nach oben.
Unser Skipper Klaus, klemmte sich zum Glück rechtzeitig hinter das Steuerrad und schaffte es mit ein bisschen Fummelei doch den Motor auszustellen.
Puh! – Zum Glück nichts schlimmes passiert.

Da wir dort wegen der Berufsschiffahrt leider nicht liegen bleiben konnten, segelten wir ein kleines Stück zu einer Anker-Area, ließen den Anker runter und konnten nach ca. 1,5h den gerissen Gaszug, mit einem an Bord vorhandnen Ersatz-Gaszug, austauschen.

Dieses kleine Abenteuer hat mir mal wieder gezeigt, wie wichtig es ist an Board in allen Lagen Ruhe zu bewahren, besonders auch in kritischen Situationen. Einen hektischen Skipper kann keiner gebrauchen und das macht nur die Crew unnötig nervös.
Und: Wie wichtig es ist, die richten Ersatzteile dabeizuhaben, wenn man vielleicht doch mal da sein sollte, wo keiner so schnell helfen kann.

Als die Sonne langsam unterging fuhren wir mit funktionieren Gaszug in eine benachbarte Ankerbucht, um uns dort unser wohl verdientes Anlegeger-Bier schmecken zu lassen.

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Im Laufe der Woche haben wir es dann tatsächlich noch bis hinter Pula, ganz an die Süd-Spitze von Istrien geschafft. Es waren ein paar schöne Tage voller Sonnenschein, leichtem Wind, vielen schönen Eindrücken und sehr viele Delfin-Sichtungen, wenn auch immer aus der Ferne.
Leider wollte das Wetter auf der Rückfahrt nicht so ganz mitspielen. Sehr wenig bis gar kein Wind zwang uns dazu viel zu Motoren und weniger zu segeln.

Ich muss sagen, dass mich nach dieser Woche das vielfältige Kroatien wieder mal beeindruckt hat und es bestimmt nicht mein letzter Trip nach Istrien gewesen ist.
Ich habe in dieser Woche sehr viel gelernt, habe mein „Boots-Gefühl“ weiterentwickelt und fühle mich deutlich sicherer, gerade bei Hafenmanövern und glaube auch den ein oder anderen Segel-Trimm-Trick mitgenommen zu haben.
Gerade weil wir nur 3 Skipper-lehrlinge an Board waren, war die Atmosphäre sehr locker und Klaus konnte auf jeden individuell eingehen, was uns allen viel gebracht hat!

Jetzt beginnt leider die Winterpause, von Oktober bis März, aber ich denke jetzt schon wieder darüber nach, wann ich das nächste mal im warmen Klima segeln kann.

Ich habe mal für mich alle relevanten Tipps & Tricks des Skippertrainings zusammengeschrieben. Diese sind für all unsere Patreons frei verfügbar:

https://www.patreon.com/posts/tipps-und-tricks-16256495

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